Wer hätte nicht schon oft zu ihm hingestarrt, hingeschmachtet: Der Mond als Sehnsuchtsplanet, als Planet, dem in der Astrologie und der abendländischen Geistesgeschichte das weibliche Prinzip zugeschrieben wird, jenes „kleinere der großen Lichter“, von dem es in der Genesis heißt:
„Und Gott machte zwei große Lichter; ein großes Licht, das den Tag regiere und ein kleines Licht, das die Nacht regieren, dazu auch die Sterne. Und Gotte setzte sie an die Feste des Himmels, daß sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war, da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag.“ (Gen. 1, 16-19)
ist ein in unzähligen Variationen bedichteter, besungener und „bemalter“ Planet. Eichendorff, Matthias Claudius, Anna Achmatova „Ich lebe aus dem Mond, du aus der Sonne“ , in jüngster Zeit die „Flüchtigen Monde“ des diesjährigen Leonce- und Lena-Preisträgers Yevgeniy Breyger bei Kookbooks — das sind nur einige Beispiele für lunatisch-lyrische Mondadressierungen.
Maren Kames trägt nur das ihrige dazu bei. Mit „luna luna“ hat sie mich persönlich deutlicher von ihrem Schreiben überzeugen können, als das bei ihrem Debüt „halb taube, halb pfau“ der Fall war. Das liegt unter anderem daran, dass Kames in „luna luna“ meinem Eindruck nach eine noch engere Verzahnung von Lyrik und Lyrics, von Poesie und Pop gelingt.
Noch mehr beeindruckt hat mich Levin Westermanns Band „bezüglich der schatten“. Im Kritikergespräch mit Insa Wilke und Michael Braun haben wir eine etwas genauere Verortung der beiden Bände am Firmament der Gegenwartslyrik versucht. Nachzuhören ist das am Buchmessenfreitag etwas übermüdet geführte Gespräch hier.