Dana Vowinckel: „Gewässer im Ziplock“. (18. April 2024, Literaturhaus Villa Clementine, Wiesbaden)

Die Schriftstellerin Dana Vowinckel erzählt in ihrem Roman „Gewässer im Ziplock“ über jüdisches Leben in der Gegenwart und die Suche nach Identität. Die Geschichte endet an Jom Kippur 2023, kurz vor dem schrecklichen Terrorangriff der Hamas.

Während der Vater in der Synagoge die Gebete leitet, steckt Margarita mitten in der Pubertät. Ihren Sommer verbringt sie in Chicago bei den Großeltern, dabei sehnt sie sich nach Berlin, wo all ihre Freunde sind. Doch die Wiedersehensfreude in Deutschland währt nur kurz, wenig später sitzt sie auch schon in einem Flugzeug nach Jerusalem, um dort Zeit mit ihrer entfremdeten Mutter zu verbringen. Gemeinsam reisen sie durchs Heilige Land, wo lang verkrustete Konflikte wiederaufbrechen und alte Rollen neu gedacht werden.

DANA VOWINCKEL ist Jahrgang 1996 und lebt als Autorin in Berlin. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2021 wurde sie für einen Auszug aus „Gewässer im Ziplock“ mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet, 2023 erhielt sie den Mara-Cassens-Preis. Mit dem Roman war sie 2024 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Neue Lyrik: Lisa Goldschmidt „Ursprünge“ (3. April 2024, Kunsthalle Darmstadt)

„Ursprünge“ heißt der neue Gedichtband von Lisa Goldschmidt, erschienen 2023 im Elif Verlag.

Der Titel ist programmatisch insofern, als er doch alle Tiefenschichten der Gedichte intentional erfasst: Eine Archäologie des Beginnens zu entwerfen, der Anfänge und Gründungsmythen. Dabei gehen die existenziellen „Ursprünge“ in Form einer „zweiten Geburt“ fließend über in die der Sprache und des Sprechens als einer unabdingbaren Symbolisierung des menschlichen Seins. Denn „alles verfließt, schmilzt, verschwimmt, speist sich aus quellen, deren ursprung ich verlor.“

Dass auch das Unbewusste für die Entstehung der Texte von enormer Wichtigkeit ist, spiegelt das hohe, an Psychoanalyse und Philosophie geschulte Reflexionsniveau wider, über das die Autorin verfügt. Lisa Goldschmidt, die auch Kunst und Psychologie studierte, war bis 2023 Teilnehmerin der Darmstädter Textwerkstatt.

Moderation: Beate Tröger, im Gespräch mit Kurt Drawert und der Autorin.

„Euch, den Schönen, gilt mein Sinnen unveränderlich.“ Ein Abend zur Rezeption der Dichtung Sapphos (6. Februar 2024, Haus für Poesie, Berlin)

Obwohl Sapphos Werk nurmehr fragmentarisch vorliegt und es keine gesicherten Informationen zu ihrer Biografie gibt, ist die literarische und soziologische Rezeptionsgeschichte enorm. Was zumeist angenommen wird: Im 7. Jahrhundert vor unserer Zeit soll Sappho auf der griechischen Insel Lesbos gelebt haben als Lehrerin oder Leiterin eines Chors oder Kults junger Frauen, mit denen sie erotische Beziehungen gehabt haben soll. Die Literaturwissenschaftlerin Laura Untner stellte für ihre Anthologie literarischer Sappho-Rezeptionen im deutschsprachigen Raum, erschienen 2023 bei Königshausen & Neumann, einen „Ausschnitt aus der Rezeptionsgeschichte einer Ikone der Weltliteratur“ zusammen. Gespräch mit Laura Untner, Ariane von Graffenried und Odile Kennel.