Péter Esterhazy: „Das Leichte, das Schwere, der Lärm, die Stille“ ( 10. Oktober 2023, Collegium Hungaricum, Berlin)

Er war ein großer Europäer und ein scharfsinniger Kommentator dessen, was die angebliche Randstellung und die Umbrüche seines Heimatlandes Ungarn ausmacht, wer sie definiert und wie man sich ihnen gegenüber verhält. Als wortmächtiger postmoderner Romancier und Erzähler nicht nur seiner wechselvollen Familiengeschichte hat Péter Esterházy sich international einen Namen gemacht. Aber auch in weithin wahrgenommenen Zeitungsartikeln hat er sich als Intellektueller selbstbewusst »Aus dem Elfenbeinturm« über »Leben und Literatur« geäußert, Bücher – von Imre Kertész und Péter Nádas bis hin zu Per Olov Enquist und Umberto Eco – diskutiert und voller Witz »Problems of dö raiter tudej« erörtert. Dabei ergreift er auch das Wort zu politischen Themen, bezieht Stellung gegen den aufkommenden ungarischen rechtskonservativen Nationalismus und die mangelnde Verarbeitung der kommunistischen Diktatur.
Endlich auch auf Deutsch zu entdecken ist Péter Esterházy als Essayist, der brillant und eigensinnig, polemisch und differenziert für die Wahrheit eintritt und schon vor vielen heute noch virulenten Entwicklungen hellsichtig gewarnt hat.

Ich spreche mit seiner Übersetzerin Heike Flemming.

Jochen Kelter, Anja Utler ( 8. September 2023, Stuttgarter Lyriknacht, Literaturhaus Stuttgart)

19 Uhr Das Literaturhaus eröffnet den Abend mit Anja Utler und ihrem Lyrikband „Es beginnt. Ein Trauerrefrain“: In 209 kurzen, locker an die Tradition des Haiku angelehnten Gedichten fragt Anja Utler, wie wir Trauer und Zeiten der Krise bewältigen. Utler fasst dabei Gefühle als Auskunftgeber über die Beziehungen in der Welt, die nicht nur die Bedeutung (ausbleibender) gesellschaftlicher Veränderungen bezeugen, sondern auch Wege aufzeigen, zu handeln.

19.40 Uhr Das Schriftstellerhaus geht mit Claudia Gabler nach einem trockenen Sommer in den Wald. Was kann man von dort mitbringen? Verse, was sonst? „Vom Aufblühen in Vasen“ heißt der 2021 erschienene Gedichtband der im Schwarzwald lebenden Lyrikerin. In ironischen Serpentinen geht es zu Gipfelkreuzen und schmelzenden Gletschern – auf der Suche nach Glühwein und Glück.

20.20 Uhr Kurze Pause + kühle Erfrischung

20.30 Uhr Die Stadtbibliothek lädt Jochen Kelter ein. Jochen Kelter bezieht in seinen Gedichten auch stets politisch Stellung. Er stellt seinen neuen Lyrikband „Verwehtes Jahrhundert“ vor – ein Rückblick von 1945 bis ins Heute mit all seinen Schattenseiten. Zuflucht biete nur die Poesie, so der Lyriker, sie ist „täglich Brot“ und „einzig Licht der Seele“.

21.10 Uhr Sag‘s durch die Blume: Zum Abschluss bringt die Autorin und Künstlerin Tine Melzer die Lyriknacht zum Blühen. Sie hat in ihrem Band „Blumen sind geil“ (2020, mit Markus Kummer) über die Sprache der Blumen nachgedacht und nach Zugehörigkeit und Ordnungssinn gefragt in „Alpha Bravo Charlie“ (2023).