»Here am I sitting in a tin can /
Far above the world /
Planet earth is blue /
And there’s nothing I can do«.
Mit Jan Wagner habe ich am 21.03.2017 über seinen Prosaband „Der verschlossene Raum. Beiläufige Prosa.“ (Hanser Verlag: Berlin 2016) im Literaturhaus Frankfurt gesprochen. Es war ein sehr stimmiger und schöner Abend, bei dem noch niemand wusste, dass Wagner ein Vierteljahr später den Georg-Büchner-Preis zuerkannt bekommen würde. Während der Vorbereitung habe ich mich daran erinnert, wie ich vor zehn Jahren mit ihm ein Interview geführt habe, in einem Berliner Atelier, damals über seine ersten beiden Gedichtbände und seiner Herausgeberschaft von „Lyrik von Jetzt“, gemeinsam mit Björn Kuhligk. Milde Melancholie, Freude über das gewachsene Werk.
Am 4. November 2016 habe ich im Hessischen Literaturforum, Frankfurt am Main, mit Terézia Mora über ihren Erzählungsband „Die Liebe unter Aliens“ (Luchterhand: München 2016) gesprochen. Die Erzählungen sind extrem gut, inhaltlich und handwerklich. Es war Ewigkeiten hergewesen, dass ich Moras Band „Seltsame Materie“ gelesen hatte, beim Lesen von „Die Liebe unter Aliens“ hatte ich den Eindruck, dass schon im Debut alles angelegt war, was diese Autorin so besonders macht. Mora for Büchner-Preis!
Das Wort „Provinz“ wird häufig abwertend gebraucht. Darüber sollte mansich gründlicher nachdenken . Wer herablassend auf die Provinz blickt, verallgemeinert vorschnell, was zu weitreichenden Konsequenzen führen kann„Die Rache der Dörfer“, von der kürzlich in einem Beitrag im Deutschlandfunk mit Blick auf Donald Trumps Wahlsieg die Rede war, der hierin als „kulturelle Konfrontation zwischen dem Land und den Städten“ gedeutet wurde, darf nicht weiter geschürt werden. Der Ethnologe Wolfgang Kaschuba konstatierte in dem Radiobeitrag eine „kulturelle Konfrontation zwischen dem Land und den Städten“ und stellte fest: „Wir waren bisher der Meinung, dass die Vorstellung einer liberalen, einer offenen Stadtgesellschaft so etwas wie Konsens wäre, und jetzt bemerken wir, dass offenbar für größere soziale Gruppen die Vorstellung von großer Vielfalt, von großer Freiheit, von vielen Entscheidungsmöglichkeiten im Alltag, aber auch viel Verhandlungen möglicherweise eben auch eine stressige Vorstellung ist.“
Wie ländliche Räume im deutschsprachigen Roman der Gegenwart dargestellt sind werden, soll im Folgenden an vier Beispielen mit Fokus auf die Darstellung des technischen Fortschritts betrachtet werden. Lesen!
„Lebenslauf“ heißt dieses Gedicht von Rainer Brambach aus dem Jahr 1977. In Variation zur liturgischen Bestattungsformel „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“ wird darin das Element Erde gegen das Element Wasser getauscht. Der Mensch erscheint so als Wesen, das aus dem Wasser kommend wieder zu Wasser wird. Das verleiht den wenigen Worten eine quasi-religiöse Bedeutung. Ein typisches Beispiel für Brambachs Lyrik, die oft auf’s Existenzielle abzielt, ohne sich aufzuplustern. Lesen / Hören!