Rezension: „Handbuch der politischen Poesie“, hg. von Joachim Sartorius (Der Freitag)

Die schwarze Nacht gab mir schwarze Augen. / Doch ich suche mit ihnen das Licht.“ Das Gedicht Eine Generation ist lediglich zwei Verse lang, verfasst von Gu Cheng, geboren 1956 in Peking. In wenigen Worten hat Cheng das Gefühl der „verlorenen Generation“ in China zum Ausdruck gebracht; das kann so nur ein Gedicht oder ein Song. Gu Chengs Lyrik machte ihn in seiner Heimat zur Persona non grata. Er exilierte nach Neuseeland, wo er am 7. Oktober 1993 zunächst seine Frau und dann sich selbst tötete. Weiterlesen!

Der Herr im Haus über Architektur im Playboy. Eine Schau im Deutschen Architekturmuseum (Der Freitag)

Der Herr im Haus.
Eine Schau im Deutschen Architekturmuseum zeigt, wie Hugh Hefners „Playboy“ den städtischen Junggesellen erfand und mit ihm das moderne Wohnen

Wie aus einem Möbelstück eine Ikone werden kann, hat der Designer Werner Aisslinger kürzlich in einem Interview skizziert. Es hänge davon ab, ob es gelingt, diesen Gegenstand in eine Erzählung einzubinden. Dass der Lounge Chair von Charles und Ray Eames oder der Barcelona Chair von Mies van der Rohe bis heute als Chiffren für moderne Urbanität stehen, ist also womöglich nicht nur der gestalterischen Vision dieser Architekten und Designer geschuldet, sondern auch dem Playboy-Erfinder Hugh Hefner. Weiterlesen!

Rezension: Die Marburger Gesamtausgabe kann die Irrungen um Georg Büchners Werk auflösen

Büchner ist immer noch für Kontroversen gut. „Dichter-Punk, Berserker der Gerechtigkeit, Ahnherren der Empörten“ nennt das Magazin Cicero den vor 200 Jahren am 17. Oktober 1813 im hessischen Goddelau geborenen Dichter und zeigt ihn auf dem Cover der Oktober-Ausgabe mit Irokesenschnitt, Muskelshirt und Tätowierungen, die zwei der bekanntesten Zitate wiedergeben, die ihm zugeschrieben werden. Zugeschrieben wohlgemerkt, denn im Gegensatz zu „Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet“ aus Dantons Tod und aus dem Fatalismusbrief werden die Credits der Parole „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ aus dem Hessischen Landboten zu Unrecht Büchner angedichtet. Ursprünglich stammt sie vom französischen Schriftsteller Nicolas Chamfort (1741 bis 1794), der sie den Soldaten der Revolutionsheere als Wahlspruch vorgeschlagen haben soll. Weiterlesen!

Rezension Les Murray „Killing the Black Dog“ (Der Freitag)

Als Les Murray in diesem Mai gemeinsam mit seiner Übersetzerin Margitt Lehbert hierzulande sein Buch Der Schwarze Hund vorstellte, lobte er die Übersetzung des Originaltitels Killing the Black Dog. Nach Erscheinen des Originals im Jahr 1996 habe er nämlich bitter erfahren müssen, dass man „diesen Hund“ niemals töten könne (als „black dog“ hatte Winston Churchill seine Depression umschrieben). Auch Murray litt unter Depressionen, was man sich kaum vorstellen kann, wenn man den gestandenen älteren Herren erlebt, der immer wieder als Nobelpreiskandidat gehandelt wird und dessen Verse in Australien jedes Schulkind kennt. Weiterlesen!

Zur Komik bei Peter Kurzeck (text+kritik)

„Geschichten mit explodierenden Espressokännchen“ lautete der Titel des Vortrags über Aspekte des Komischen im Werk von Peter Kurzeck, den ich im Juni 2011 im Rahmen einer Tagung an der Universität Flensburg gehalten habe. Aus der Tagung ist ein Sammelband der Edition text+kritik hervorgegangen, der im Jahr 2012 erschienen ist. Zum Band!