Gespräch mit Terézia Mora „Die Liebe unter Aliens“ am 4.11.2016 (Hessisches Literaturforum)

Am 4. November 2016 habe ich im Hessischen Literaturforum, Frankfurt am Main, mit Terézia Mora über ihren Erzählungsband „Die Liebe unter Aliens“ (Luchterhand: München 2016) gesprochen. Die Erzählungen sind extrem gut, inhaltlich und handwerklich. Es war Ewigkeiten hergewesen, dass ich Moras Band „Seltsame Materie“ gelesen hatte, beim Lesen von „Die Liebe unter Aliens“ hatte ich den Eindruck, dass schon im Debut alles angelegt war, was diese Autorin so besonders macht. Mora for Büchner-Preis!

Gespräch mit Insa Wilke über Steffen Popp „118“ und Levin Westermann „3511 Zwetajewa“ (WDR3, Gutenbergs Welt)

In der von Insa Wilke so anregend gestalteten Folge „Neue Verse“ der Sendung „Gutenbergs Welt“ im WDR3 am 5. März 2017 haben wir uns über zwei Lyrikbände unterhalten: Steffen Popps für den Preis der Leipziger Buchmesse nominierten Band „118“ (Kookbooks: Berlin 2017) und Levin Westermanns Band „3511 Zwetajewa“ (Matthes&Seitz: Berlin 2017) Anhören!

Rezension „Frische Gedichte“ von F. W. Bernstein (Der Freitag)

E s soll 1963 passiert sein, auf einer Autofahrt mit Robert Gernhardt. F. W. Bernstein dichtete: „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche.“ Was Versen sonst selten blüht, geschah, der Vers wurde zum legendären Sprichwort. Bernstein, 1938 in Göppingen geboren, ist das letzte noch lebende Mitglied der sogenannten Neuen Frankfurter Schule, die in den 1960ern aus der Redaktion der Satirezeitschrift Pardon hervorging. Der Vers, der zum Namensgeber für einen Satirepreis, den Göttinger Elch, oder linke Etablissements wie den Elchkeller der Hannoveraner Universität wurde, der es in Todesanzeigen schaffte und in die Bild, lässt sich aber ohne die berühmte Karikatur dazu kaum denken. Hans Traxler hatte Elche gezeichnet, gehüllt in graue Mäntel, auf den Köpfen breitkrempige Hüte, aus denen in knalligen Farben die Geweihe der Elche hervorragen. Weiterlesen!

Zur Darstellung der „Provinz“ in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur (Frankfurter Hefte)

Das Wort „Provinz“ wird häufig abwertend gebraucht. Darüber sollte mansich gründlicher nachdenken . Wer herablassend auf die Provinz blickt, verallgemeinert vorschnell, was zu weitreichenden Konsequenzen führen kann„Die Rache der Dörfer“, von der kürzlich in einem Beitrag im Deutschlandfunk mit Blick auf Donald Trumps Wahlsieg die Rede war, der hierin als „kulturelle Konfrontation zwischen dem Land und den Städten“ gedeutet wurde, darf nicht weiter geschürt werden. Der Ethnologe Wolfgang Kaschuba konstatierte in dem Radiobeitrag eine „kulturelle Konfrontation zwischen dem Land und den Städten“ und stellte fest: „Wir waren bisher der Meinung, dass die Vorstellung einer liberalen, einer offenen Stadtgesellschaft so etwas wie Konsens wäre, und jetzt bemerken wir, dass offenbar für größere soziale Gruppen die Vorstellung von großer Vielfalt, von großer Freiheit, von vielen Entscheidungsmöglichkeiten im Alltag, aber auch viel Verhandlungen möglicherweise eben auch eine stressige Vorstellung ist.“

Wie ländliche Räume im deutschsprachigen Roman der Gegenwart dargestellt sind werden, soll im Folgenden an vier Beispielen mit Fokus auf die Darstellung des technischen Fortschritts betrachtet werden. Lesen!

Rezension „Ich wiege 80 Kilo und das Leben ist mächtig“. Eine Biographie über Rainer Brambach (Deutschlandfunk)

„Lebenslauf“ heißt dieses Gedicht von Rainer Brambach aus dem Jahr 1977. In Variation zur liturgischen Bestattungsformel „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“ wird darin das Element Erde gegen das Element Wasser getauscht. Der Mensch erscheint so als Wesen, das aus dem Wasser kommend wieder zu Wasser wird. Das verleiht den wenigen Worten eine quasi-religiöse Bedeutung. Ein typisches Beispiel für Brambachs Lyrik, die oft auf’s Existenzielle abzielt, ohne sich aufzuplustern. Lesen / Hören!