„Sehnsucht! Über ein starkes Gefühl in der Literatur“ (13. April 2021, SWR2)

Im Januar 2020 erreichte mich eine Nachricht aus dem Stuttgarter Literaturhaus. Stefanie Stegmann fragte mich, ob ich für das geplante Sehnsuchts-Festival eine Collage mit Sehnsuchtszeilen beisteuern wollte. Ich sagte zu und begann aus Gedichten und Romanen Passagen zusammenzustellen. 

Der geplante Aufführungstermin war der 20. März 2020. 

Wie so vieles im Jahr 2020 fand auch diese Aufführung nicht statt. 

Stefanie Stegmann fand zunächst eine neue Möglichkeit, die Collage noch auf die Bühne zu bringen. Im August 2020 standen die Schauspieler*innen Irene Baumann und Jonathan Springer an einem lauen Sommerabend auf der Bühne des Stuttgarter Landesmuseum und brachten die Collage zur Aufführung. 

Im November 2020 erreichte mich , ich lag krank darnieder, eine Mail von Anja Brockert, Redakteurin des SWR. Ob ich nicht Lust hätte, aus der Collage ein Feature zu machen? Blauäugig sagte ich zu, nicht ahnend, wie viel Arbeit auf mich wartete.

Nach Interviews mit der Berliner Sozialhistorikerin Ute Frevert, dem Berliner Kulturwissenschaftler Burkhard Meyer-Sickendiek und dem Hamburger Psychologen Wolfgang Hantel-Quitmann begann eine Phase, in der das ausufernde Material gebändigt werden musste. 

Anja Brockert und die Regisseurin Maidon Bader haben den „Sehnsuchtszeilen“ mehr Schliff fürs Radio gegeben. 

Ich begreife jetzt anders, was es bedeutet, Features oder Hörspiele fürs Radio zu produzieren. 

Und ich bin allen Genannten und einigen hier nicht Genannten dankbar fürs Anregen, fürs Mit- und Nachdenken, für Geduld und Ermutigung. Für ihre Begeisterung, ihren Respekt.

Danke — und viel Spaß beim Hören! Dazu hier entlang.

Tove Ditlevsen: „Kindheit“, „Jugend“ und „Abhängigkeit“ (28. Januar 2021, ZEIT online)

Tove Ditlevsens „Sucht“ stand in den 1980ern im Bücherregal einer guten Freundin. Ich erinnere mich an das Cover, aber nicht mehr daran, ob ich das Buch damals auch gelesen habe. Dass nun die drei Romane, mit denen Ditlevsen den Werdegang ihrer Ich-Erzählerin zur Autorin, aber auch die Härten ihrer Kindheit und Jugend und ihrer Abhängigkeit erzählt, neu übersetzt worden sind, ist sehr löblich. Hier das Lob.

Mely Kiyak „Frau sein“ und Deniz Ohde „Streulicht“ (Januar/Februar 2021, Frankfurter Hefte)

Über zwei Bücher, die über die Bedingungen der Sozialisation von Frauen nachdenken, schreibe ich in den Frankfurter Heften. Mely Kiyaks Bericht ihres Werdegangs zur Autorin und Deniz Ohdes Roman „Streulicht“ lassen sich in gewisser Hinsicht gut vergleichen. Sie zeigen, dass sich etwas getan hat in Sachen Emanzipation, sie zeigen aber auch, dass der Weg, sich aus den lähmenden Fesseln der eigenen Herkunft zu lösen, noch immer gerade Frauen eine Menge Kraft abverlangt. Mehr dazu hier oder im Heft, das auf der Seite bestellt werden oder in gut sortierten Bahnhofsbuchhandlungen erworben werden kann.