Rezension Ezra Pounds Gesammelte Gedichte in neuer Übersetzung (Der Freitag)

Im November vor 40 Jahren starb der in Hailey, Idaho, geborene Dichter Ezra Pound im Alter von 87 Jahren in Italien, das ihm zum Schicksalsland geworden war. Nach Jahrzehnten immenser Produktivität war er am Ende gänzlich verstummt, er starb im Schlaf und wurde auf der venezianischen Toteninsel San Michele begraben. Zum ersten Mal hatte sich Pound 1908 in Venedig niedergelassen, nach Stationen in London und Paris erneut 1924, zum letzten Mal 1958, nachdem man ihn in Washington aus einem Hospital für kriminelle Geisteskranke entlassen hatte. Weiterlesen!

Rezension Les Murray „Killing the Black Dog“ (Der Freitag)

Als Les Murray in diesem Mai gemeinsam mit seiner Übersetzerin Margitt Lehbert hierzulande sein Buch Der Schwarze Hund vorstellte, lobte er die Übersetzung des Originaltitels Killing the Black Dog. Nach Erscheinen des Originals im Jahr 1996 habe er nämlich bitter erfahren müssen, dass man „diesen Hund“ niemals töten könne (als „black dog“ hatte Winston Churchill seine Depression umschrieben). Auch Murray litt unter Depressionen, was man sich kaum vorstellen kann, wenn man den gestandenen älteren Herren erlebt, der immer wieder als Nobelpreiskandidat gehandelt wird und dessen Verse in Australien jedes Schulkind kennt. Weiterlesen!

Zur Komik bei Peter Kurzeck (text+kritik)

„Geschichten mit explodierenden Espressokännchen“ lautete der Titel des Vortrags über Aspekte des Komischen im Werk von Peter Kurzeck, den ich im Juni 2011 im Rahmen einer Tagung an der Universität Flensburg gehalten habe. Aus der Tagung ist ein Sammelband der Edition text+kritik hervorgegangen, der im Jahr 2012 erschienen ist. Zum Band!

Rezension Kerstin Preiwuß: Rede (Der Freitag)

Die Sprache kann man nicht anzweifeln, die Sprache ist immer das Erste und Letzte, was gilt, sie ist Netz, Seil und Balancierstange in einem“, schreibt Kerstin Preiwuß in ihrem Essay, 2010 erschienen in der Zeitschrift Sprache im technischen Zeitalter. In Preiwuß’ Gedichten zeigt sich ein Vertrauen in die funkenschlagenden, schützenden und spielerischen Fähigkeiten der Sprache. Ihre Gedichte wirkten sicherlich harmlos – wäre ihnen nicht auch eine dunkle Seite eigen, die vom Ende allen Sprechens durch den Tod weiß: „Ich erfuhr, dass der Tod jede Sprache beendet und dass vor diesem Hintergrund die Sprache eine Gewalttat ist“, bemerkt die 1980 in Lübz geborene Preiwuß im gleichen Essay. Ihre Gedichte kennen die „Gratwanderung zwischen Mangel und Fülle“, wissen um die „starke Neigung zum Verstummen“ der Dichtung, von der Paul Celan ein halbes Jahrhundert zuvor in seiner Büchnerpreis-Rede sprach. Weiterlesen!

Rezension H. D. „MeeresGarten“ (Der Freitag)

Welches Bild vor dem inneren Auge auch auftauchen mag, wenn man das Wort „Rose“ liest – es dürfte wenig Ähnlichkeit mit der „MeeresRose“ in dem gleichnamigen Gedicht von Hilda Doolittle haben. Darin ist die Rose eine „spärliche Blume, dünn, / karg an Blättern“, die jede konventionelle Vorstellung von der Gattung konterkariert. Weit entfernt von der harmonisch-schlichten Fülle einer Seerose, heißt es von dieser „MeeresRose“ weiter: „Verkümmert, kleinblättrig, bist du auf den Sand geworfen“. Was sie neben ihrer Kargheit auszeichnet, ist ihr durchdringender Geruch. Mit der Frage „Kann die Gewürz-Rose / solch scharfen Duft tropfen / gehärtet in einem Blatt?“ endet das Gedicht. Weiterlesen!